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Der Bahnhof Küstrin-Kietz entstand an der Stelle, wo die beiden Ostbahnstrecken Frankfurt (Oder) - Cüstrin - Kreuz (1857) und Berlin - Gusow - Cüstrin (1866) zusammenliefen. Mit der Fertigstellung der direkten Strecke nach Berlin übernahm er zuerst nur betriebliche Aufgaben. Personenverkehr kann auf jeden Fall ab 1880 nachgewiesen werden. Durch den Zusammenlauf der beiden Ostbahn-Strecken wurde er als Keilbahnhof (Empfangsgebäude zwischen beiden Strecken) angelegt. Sein erster Name war Kietz. Der Zuwachs im Güterverkehr und die beengten Verhältnisse im Bahnhof Küstrin-Altstadt ließen in den 1920er und 1930er Jahren erste Erweiterungen erforderlich werden. Bis 1939 entstanden auf der Nordseite neue Gleisanlagen mit 3 Ein- und Ausfahrgleisen und 3 Aufstellgleisen. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges begann man noch den Bau einer Verbindungskurve zwischen den späteren Stellwerken W1 und W2 zur Fahrt von Gorgast nach Frankfurt (Oder). Fertiggestellt wurde sie aber erst 1951 und war bis 1992 in Betrieb. Da der Bahnhof seit 1945 Grenzbahnhof war, wurde ein weiterer Ausbau erforderlich. Zwischen 1952 und 1954 entstanden “auf der Wiese” an der Südseite des Bahnhofs 4 weitere zuglange Gleise. Diese wurden durch ein Gleis, das teilweise parallel zur Verbindungskurve verläuft, auch an die Berliner Strecke angebunden. In diesen Jahren entstanden 3 Wärterstellwerke, die zeitlebens ein Dauerprovisorium darstellten. Die Stellwerke W1, W2 und W3 waren Einheits-Schlüsselwerke mit Teilen eines mechanischen Einheitsstellwerkes in einfachen Flachbauten. Ortsgestellte Weichen und teilweise auch ortsgestellte Signale gehörten bis zum 04.11.2006 zum Tätigkeitsbereich der Wärter.
Seit 1952 wurde der Bahnhof nur noch als Kietz bezeichnet, da die Stadt Küstrin seit 1945 zu Polen gehörte. Als Grenzbahnhof spielte der Bahnhof insbesondere im Güterverkehr zwischen der DDR und der UdSSR im Rahmen der “Magistrale der Freundschaft” eine bedeutende Rolle. Viele Güterzüge fuhren über die freüheren Ostbahnstrecken weiter zum polnisch-sowjetischen Grenzübergang Skandawa [Skandau] - Shelesnogoroshnij [Gerdauen]. Im öffentlichen Personenverkehr endeten alle Züge in Kietz. An Stelle des früheren Schnellzugverkehrs nahm der Güterverkehr auf der Ostbahn ungeahnte Ausmaße an. Um diesen zu beherrschen waren im Jahre 1984 beim Bahnhof Kietz insgesamt 180 Eisenbahner tätig. Die deutsch-polnische Grenzabfertigung verblieb aber trotz Ausbau des Bahnhofs Kietz immer im Bahnhof Kostrzyn [Küstrin Neustadt Hbf], da dieser wesentlich leistungsfähiger war. Deshalb verkehrten auch dreimal täglich zu den Schichtwechselzeiten für Eisenbahner, Zoll und Grenzorgane Dienstpersonenzüge zwischen Kietz und Kostrzyn.
Mit dem Wegbrechen des Güterverkehrs auf der Schiene nach der politischen Wende in der DDR verlor der Bahnhof an Bedeutung. Dafür fahren seit dem 30.05.1992 wieder öffentliche Reisezüge über die Oder und der Bahnhof trägt seitdem wieder die Bezeichnung Küstrin-Kietz. 1996 stellte die DB den Personenverkehr von Küstrin-Kietz in Richtung Frankfurt (Oder) ein. 10 Jahre später wird der Bahnhof erneut umgebaut und modernisiert. Übrig bleiben drei Gleise nördlich vom Empfangsgebäude und ein Abstellgleis südlich des Gebäudes. Seit dem 04.11.2006 werden diese Anlagen von einem elektronischen Stellwerk in Küstrin-Kietz gesteuert, an das in der ersten Ausbaustufe auch der benachbarte Bahnhof Gorgast angeschlossen ist. Alle anderen Anlagen sind bzw. werden stillgelegt und zurückgebaut.
Detailliertes Bildmaterial über den Abschnitt Gusow - Küstrin-Kietz finden Sie auch in der Streckendokumentation Stählerne Straßen von Heiko Elze.
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